
Was wäre, wenn … man einzelne Situationen seines Lebens noch einmal erleben und umschreiben könnte? Diese Frage stellen Anne und Carsten heute der Klasse 7a. Carsten erzählt von prägenden Situationen in seinem Leben und davon, wie er zum Alkohol- und Cannabisabhängigen wurde. Die beiden sind Mitarbeiter der Wilden Bühne, eines Stuttgarter Theaterensembles, das aus ehemals abhängigen Menschen besteht, die nach einer Theaterausbildung präventiv mit Jugendlichen arbeiten. Obwohl sie ihre Lebensgeschichten schon in vielen Klassen erzählt haben, sind sie auch heute wieder eindringlich und emotional. Nach einer Pause kommt Bewegung in die Klasse: Eine Gruppe arbeitet mit Anne weiter, eine andere wählt im theaterpädagogischen Teil Situationen aus Carstens Leben aus, die schon lange vor seiner Abhängigkeit stattgefunden haben. Diese Momentaufnahmen wollen sie auf der Bühne darstellen: so, wie sie wirklich waren, aber auch so, wie sie anders hätten laufen können. Zusammen mit seinen Freunden hatte Carsten einen Getränkehandel bestohlen und wurde dabei erwischt. Was wäre gewesen, wenn er sich dagegen entschieden hätte, mitzumachen? Dies wird in kleinen Sequenzen ausgestaltet und eingeübt. Die Gruppen treffen sich am späten Vormittag wieder, um sich die Sequenzen gegenseitig vorzuspielen. Jetzt sind auch Lehrer der Klasse dabei. Die Frage „Was wäre gewesen, wenn…“ führt die Gruppe zu späteren Stationen aus Carstens Leben: In einem anderen Setting entscheidet genau diese Frage über den Weg in die Abhängigkeit. Was wäre gewesen, wenn er sich im einen oder anderen Moment anders entschieden hätte? Die Klasse kommt zu dem Schluss, dass jeder schon früh an seinem Selbstbewusstsein arbeiten und Entscheidungen treffen muss: Wobei mache ich mit? Was probiere ich nicht aus? Wo sind meine Grenzen? Der Tag endet mit Wünschen, die Carsten und Anne an die Klasse aussprechen. Sie wünschen den Jugendlichen Glücksgefühle und Kicks, die sie sich aktiv holen können: mit Hobbies und Freunden, die ihnen guttun und ihr Selbstbewusstsein stärken. Sodass sie im Leben nicht auf passive Glücksgefühle, ausgelöst von Drogen, angewiesen sind. (Melanie Schnichels und die Klasse 7a)